Emotionen pur beim ersten Praktikumstag

„Alltagserfahrungen sind für meine parlamentarische Arbeit sehr wichtig. Man kann anders über etwas reden oder Entscheidungen dazu treffen, wenn man es selbst einmal getan hat“, so beschreibt die Landtagsabgeordnete Beate Meißner den Grund ihrer neuen Praktikumstour. Neben dem Sitzungsalltag und den eher formalen Prozessen ihrer Landtagsarbeit möchte sie im Rahmen der Reihe „Zuhören und Anpacken – Meißner im Praktikum“ auch praktische Erfahrungen in verschiedenen Berufszweigen sammeln. Diese kann sie dann lösungsorientiert in die parlamentarische Arbeit einfließen lassen.

Dazu wird Meißner in den kommenden Monaten in regelmäßigen Abständen im Rahmen eines Tages-Praktikums mehrere Einrichtungen besuchen. Geplant ist beispielsweise die Polizeiinspektion Sonneberg, die Firma Agroprodukt Sonneberg, das Amtsgericht Sonneberg und der Pflegedienst FAZMED. Gern sei sie auch offen für Vorschläge oder Einladungen.

Anfang Mai startete Meißner ihre Praktikumstour in der Werkstatt für angepasste Arbeit (WEFA) in Sonneberg. Seit 1991 werden hier in Trägerschaft des Diakoniewerkes Sonneberg/Hildburghausen mittlerweile 120 Beschäftigte in der Werkstatt selbst, 60 in der REHA-Außenstelle in Oberlind, 15 in der Tagesförderstätte und 8 in Außenarbeitsplätzen betreut. Nach Dienstantritt um 7.30 Uhr bei Werkstattleiter Steffen Breitung durchlief die Praktikantin alle diese Arbeitsbereiche inklusive der Essensausgabe. „Landespolitisch werden die Werkstätten oftmals zu Unrecht in Frage gestellt. Linke, SPD und Grüne haben erst kürzlich im Landtag einen Beschluss zum Erhalt dieser Einrichtungen abgelehnt. Bei meinem Praktikum habe ich wertvolle Einblicke gewonnen, die meine gegenteilige Meinung bestätigt haben.“

Werkstattbeschäftigung sei nicht gleich Werkstattbeschäftigung. Für die Beschäftigten ist je nach Befähigung innerhalb der Werkstatt ein fließender Wechsel möglich. Der dafür notwendige flexible Einsatz des Betreuungspersonals gestalte sich jedoch oftmals schwierig. Wie die Landtagsabgeordnete betont, biete die WEFA nicht nur Arbeit und Betreuung im geschützten Raum, sondern berücksichtige auch das soziale Umfeld. So werden zwei Stunden pro Woche arbeitsbegleitende Maßnahmen wie Tanzen, Chor sowie Malen und Gestalten angeboten. Letzteres gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Gemeinschaftsschule Köppelsdorf. Darüber zeigte sich Beate Meißner besonders erfreut, denn davon profitieren alle Beteiligten.

„Werkstätten für Menschen mit Behinderung müssen sich zukünftig aber auch öffnen. Ein Ziel ist dabei die Integration der Beschäftigten auf dem ersten Arbeitsmarkt. Neben der Gründung von Inklusionsunternehmen sind Praktika und Außenarbeitsplätze dafür eine gute Möglichkeit“, erklärt die Sonneberger Wahlkreisabgeordnete, die auch sozialpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion ist. Bei Außenarbeitsplätzen handelt es sich um begleitete Arbeit in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes. Hier wird den betroffenen Menschen die Möglichkeit geboten, bei einem Arbeitgeber ihre berufspraktischen Fähigkeiten und sozialen Kompetenzen zu erweitern. Damit ist es den Beschäftigten durchaus möglich, zu einem späteren Zeitpunkt aus der Werkstatt für behinderte Menschen auszuscheiden und ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis mit einem Arbeitgeber des allgemeinen Arbeitsmarktes einzugehen.

Das erfordert natürlich Aufgeschlossenheit und Akzeptanz bei den Unternehmen, wofür die Sozialpolitikern wirbt. Von zwei Erfolgsgeschichten konnte sie sich im Rahmen ihres Praktikums bei der Firma Glen Dimplex Deutschland GmbH (ehem. EIO) überzeugen. „Wenn man sich allerdings die Landkarte der vorhandenen Inklusionsunternehmen ansieht, gibt es in unserer Region einen weißen Fleck. Ich möchte helfen, diesen zu füllen“, so Meißner. Diese Anregung traf bei Werkstattleiter Steffen Breitung auf offene Ohren, denn es gäbe bereits entsprechende Überlegungen.

Zurzeit kann die WEFA auf knapp 20 regionale Kunden zählen. Zu hoffen sei, dass die Digitalisierung nicht zum Problem wird, wenn Werkstattaufträge zukünftig von Maschinen übernommen werden. Diesen Hinweis, wie auch Fragen zum neuen Budget für Arbeit und die Gestaltung der Integrierten Teilhabeplanung nahm die Praktikantin als Arbeitsaufträge mit.

Am Ende des Tages seien viele Eindrücke nicht in Worte zu fassen: „Ich bin dankbar für die Ermöglichung dieses Praktikumstages. Das waren Emotionen pur und eine tolle Atmosphäre, die mich beeindruckt haben. Die fürsorgliche Betreuung dieser besonderen Menschen verdient meinen höchsten Respekt und Anerkennung“, so Beate Meißner abschließend.

13.05.2019

Emotionen pur beim ersten Praktikumstag